* von Roland M. Horn
Am 13. August 1956 sollte es
zu einer UFO-Sichtung kommen,
die sogar auf dem Radarschirm zu sehen war. Es war 21:30 Uhr in der
Radarstation in Bentwaters, Suffolk, England, wo die die Königliche
Luftwaffe
und die US-Luftwaffe gemeinsam einen Luftwaffen-Stützpunkt betrieben,
als auf
dem Radarschirm ein 25-30 Meilen (etwa 40-50 Kilometer) entferntes
Objekt sehen
war. Das Zielobjekt bewegte sich Richtung Ostsüdost.
Die Echos waren mit einer Ausnahme
die eines gewöhnlichen
Flugzeugs. Dieses eine Echo machte sich jedoch dadurch bemerkbar, das
es sich
mit einer Geschwindkeit von zwischen 4000 und 5000 mph (etwa 6500 –
8000 kmh)
bewegte. Über eine Zeitspanne von 30 Sekunden bewegte es sich in einer
geraden
Linie von seiner ursprünglichen Position zu einer Position von 15 oder
20
Meilen (etwa 30 – 40 Kilometer) nordwestlich von Bentwaters.
Ein paar Minuten später wurden acht
Meilen (knapp 13
Kilometer) südwestlich von Bentwaters ein Duzend Radarechos auf dem
Radarschirm
erspäht. Später sagte der Radar-Bediener gegenüber dem Projekt
Bluebook
(dem
Nachfolgeprojekt von Grudge), dass die Objekte wie normale Ziele auf
dem GCA
(Ground Controlled Approach – in der Luftfahrt ein radargesteuertes,
bodengeführtes
Blindlandeverfahren)-Bereich erschienen waren.
Tests, die
durchgeführt wurden, um mögliche Fehlfunktionen
des Radar-System zu bestimmen, ergaben jedoch, dass es dafür keine
Anhaltspunkte gab. Vor den ungefähr zwölf Objekten flogen drei andere,
wie das
Radar anzeigte, in Dreiecksformation, wobei die Objekte etwa 1000 Fuß
(etwa 300
Meter) voneinander getrennt waren. Die Objekte hinten waren in
unregelmäßigen
Abständen verstreut, und sie bedeckten ein Gebiet von sechs oder
sieben
Meilen
(etwa 10 Kilometer). Sie schienen sich mit einer Geschwindigkeit von
ungefähr
100 mph (etwa 160 kmh) in Richtung Nordosten fortzubewegen. 40 Meilen
(etwa 64
Kilometer) vor Bentwaters geschah dann etwas Unerwartetes: Alle Ziele
schienen
zu einem einzigen großen Ziel zusammenzufließen, das um einiges größer
war als
eine B-36 unter vergleichbaren Umständen. Nachdem es die nächsten 10
oder 15
Minuten lang auf der Stelle verharrte, nahm das Zielobjekt auf dem
Radarschirm
wieder Fahrt auf, um weiter Richtung Nordost zu fliegen. Anschließend
hielt es
wieder drei bis fünf Minuten lang an, und zum Schluss verschwand es in
Richtung
Norden fliegend vom Radarschirm. All dies geschah innerhalb von 25
Minuten.
Eine
T-33 auf ihrem Weg nach Bentwaters wurde beauftragt,
nach diesen Objekten zu sehen, doch eine 45minütige
Suche, die nicht von
luftgestütztem Radar unterstürzt wurde, ergaben lediglich die Sichtung
eines
großen Sterns im Osten und ein küstennahes Signalfeuer. Die
Unfähigkeit
der
Piloten, das Objekt sehen zu können, führten zu einer sehr
kontroversen
Kritik
des atmosphärischen Physikers James E. Mc. Donald, der eine
ausgedehnte
Analyse
des Falles durchführte. Er behauptete, dass die Echos durch eine Reihe
von
technischen Gründen erklärt werden konnten und keine anormale
Ausbreitungen
benötigten.
Um 22:00 Uhr,
nur wenigen Minuten, nach dem dieses Ereignis
abgeschlossen war, erschien ein anderes Objekt auf dem Radarschirm. Es
schien
solide zu sein wie ein Luftfahrzeug. Das Objekt bewegte sich schneller
als ein
4000 mph (etwa 6500 kmh) – dachte zumindest der Bediener, doch Mc
Donald kam
auf eine Geschwindigkeit von 12.000 mph (knapp 20.000 kmh). Das Objekt
bewegte
sich weiter bis zum Punkt 25 Meilen (etwa 40 km) westlich vom
Stützpunkt und
verschwand dann vom Bildschirm.
Um 10:55 Uhr
wurde wieder ein Objekt auf dem Radarschirm
entdeckt: Es befand sich in 20 Meilen (etwa 32 Kilometer) Entfernung
und
bewegte sich mit 2000 bis 4000 mph (etwa 3000- 6500 kmh) von Osten in
westliche
Richtung. Es flog nahezu direkt über dem Stützpunkt und verschwand in
30 Meilen
(knapp 25 Kilometer) Entfernung vom Stützpunkt, vom Schirm. Dieses Mal
gab es
auch Zeugen, die das Objekt vom Boden und vom Flugzeug aus sahen. Ein
C-47-Pilot konnte es flüchtig in der Nähe seines Flugzeugs sehen.
Das
Handlungsschwerpunkt verlagerte sich nun zum
nahegelegenen Lakenheath-RAF-Luftwaffen-Stützpunkt
westlich von Bentwaters:
Während bzw. unmittelbar nach der Radar/Visuellen Sichtung informierte
Bentwaters Lakenheath, wo das Bodenpersonal , in südwestlicher
Richtung
ein
leuchtendes Objekt sah, das anhielt, stoppte, und dann nach Westen
davon
schoss. Zwei weiße Lichter erschienen, anscheinend aus verschiedenen
Richtungen. Die Ausführungen von Bluebook sind Clark zufolge ziemlich
vage in
diesem Punkt. Sie verschmolzen miteinander, und beide verschwanden in
dieser
Formation zusammen. Bevor sie dieses taten, führten die UFOs eine
rapide
Beschleunigung und abrupte Stopps durch, wie zwei Radargeräte in
Lakenheath
anzeigten.
Um Mitternacht
rief Lakenheath den diensthabenden führenden
Jägerleitoffizier in der Luftwaffenbasis in
Neatishead,
Norfolk, an, um ein
fremdartiges Objekt zu melden, dass um den Stützpunkt schwirrte. Der
Leitoffizier, F. H. C. Wimbledon, rief zurück und sagte, er hätte
einen
Nachtjäger vom Typ De Haviland Venom, in den Sektor geschickt.
Das Nachtjagd-Kontrollteam bestand
aus dem Jagd-Leiter
(einem Offizier), einem Corporal, einem Aufspürer und einem
Höhenmesser. Nun
konnten das bestausgebildete Personal und er selbst klar das weißliche
Licht
auf dem Radarbildschirm sehen, wie Wimbledon berichtete. Die Venom
steuerte in
seine Richtung, sah ein weißliches Licht, fing es per Radar auf, doch
bald
verschwanden sowohl das Echo als auch das Licht. Unmittelbar danach
war
der
Nachtjäger auf ein anderes Echo über Bedford, das nördlich von
Cambridge-Radar
gelegen ist, ausgerichtet, und der Navigator der es sah, sagte, es sei
das
deutlichste Radar-Echo, dass er jemals gesehen hätte. Dieses Objekt,
zehn
Meilen (etwa 16 km) von Lakenheath entfernt, erschien nun plötzlich hinter dem Flugzeug. Der Pilot versuchte
alles: er stieg, tauchte ab, kreiste und dergleichen mehr, doch das
UFO
handelte, so als ob es genau hinter ihm flog. Die Entfernung blieb
immer
gleich, sehr nahe, aber auf dem Radarschirm wurden immer eindeutig zwei Echos angezeigt.
Zehn Minuten
später, als der Treibstoff der Venom zu Ende
ging, flog die Venom zurück zum Stützpunkt. Das UFO folgte in geringem
Abstand,
bremste ab und schwebte am Himmel. Eine zweite Venom wurde
losgeschickt, doch
ein Maschinen-Schaden zwang es, seine Mission abzubrechen. Zwei
Bodenradars
fingen die Abkehr des UFOs auf. Es flog nordwärts mit einer
Geschwindigkeit von
600 mph (etwa 950 kmh).
Lakenheath
bemerkte bis 3:30 Uhr weitere anormale
Radar-Echos.
Diese
außergewöhnliche Begebenheit wurde bis 1969 geheim
gehalten, bis sie im endgültigen Bericht des „University of Colorado
UFO
Project“, landläufig unter dem Begriff „Condon-Report“ bekannt,
diskutiert
wurde. In dem Bericht wird der Vorfall als der „rätselhafteste und
ungewöhnlichste...in den Dateien der Radar-Visuellen Dateien“
charakterisiert:
Das anscheinende rationale, intelligente Verhalten des UFOs legte ein
mechanisches Gerät unbekannten Ursprungs als die wahrscheinlichste
Erklärung
für die Sichtung nahe. Der Untersucher des Condon-Komitees, der
Physiker Gordon
Thayer schrieb: „Es gibt einfach keine Möglichkeit dafür dass
irgendeine
bekannte Erklärung, irgendeine Form von anormalen Übertragungseffekt,
dafür
verantwortlich sein kann. Tatsächlich schien keine Erklärung, selbst
eine vage,
die Anwesenheit irgendeines physischen Objekts in der Luft über
Lakenheath zu
bestehen.“
Im 1974 erschienenen Buch
„UFOs Explained“ nahm sich der
Debunker Phil Klass dieses Falles an, der eine Kombination aus
verschiedenen Elementen
(Fehler des Bedieners, anormale Übertragung und Meteore)
zusammengebastelt hat,
die die Radar- und die visuellen Objekten) erklären sollte. Zwischen
Klass und
Thayer gingen Briefe hin und her, und Thayer sagte, dass Klass’
Interpretationen auf sachlichen Fehlern, unplausiblen Annahmen und
technischen
Missverständnissen beruhten. Martin Laurence Shaw, der in den 80er
Jahren eine
tiefschürfende Neuanalyse durchführte, kam zu dem Schluss, dass der
Lakenheath/Bentwaters-Report der „wahrscheinlich beeindruckendste
dieser Art
von Aufzeichnungen“ sei. (Nach Clark,
Jerome: The UFO-Book. Detroit
1998, S. 333-336)
Die
UFO-Forscherin Jenny Randles ergänzt die Falldaten,
indem sie auf eine Gruppe von zivilen Zeugen am Boden hinwies, die ein
Flugzeug
und ein glühendes Licht am Himmel in großer Nähe sahen. Diese Sichtung
geschah
zur gleichen Zeit wie die Radar-Sichtungen. Die Bodensichtung wurde in
Ely in
Cambridgeshire gemacht und diese Lokalisation passt zu den Details,
die
über
die Abfang-Mission bekannt sind. Das UFO wurde wie bei allen Zeugen
dieses
Falles als ein gelb-orangefarbenes oder weißes unscharfes Licht
beschrieben.
Der deutsche Debunker Werner Walter
(CENAP) lässt auf seiner
Internet-Seite (http://cenap.alien.de/10.htm
-
Zugriff am 03.07.2012) folgendes
verlauten:
„(…)Nachdem auch auf der [Lakenheath]-Basis seltsame
Radarspuren erschienen, forderte man zwei Venom-Nachtkampfmaschinen
aus
Waterbeach zur Aufklärung an.
Gemäß amerikanischen Berichten handelte es sich dabei um einsitzige
Maschinen.(…)
1996 recherchierte dann [Jenny] Randles für eine auch von ihr
moderierte[n]
TV-UFO-Dokumentation über die britischen Regierungs-UFO-Akten [für
die]
BBC und
konnte die Res[s]ourcen des mächtigen Senders nutzen. So kam sie mit
den
Mannschaften der beiden Venoms in Kontakt! Da ihnen niemand jemals
einen
Geheimhaltungs-Schwur abforderte, sprachen sie frei von der Leber weg
über ihre
damalige Erfahrung.
Wie immer bei solchen Untersuchungen
von Klassikern ist mit Überraschungen zu
rechnen, so auch hier: Erstens waren die Venoms zweisitzige Maschinen
gewesen
und Jenny konnte mit dreien der beteiligten Flieger sprechen (der
vierte war
unbekannt verzogen), die durchweg alle noch ihre Logbücher von damals
besaßen,
so dass erstmals ein vollständiges Bild der tatsächlichen Ereignisse
[zustande
kam].“
Was die angeblich einsitzigen Maschinen betriff, hören wir
mal bei der UFO-Forscherin Jenny Randals hinein und erkennen, wer
diese
Idee
wirklich aufgebracht hat:
„Ich fügte
auch hinzu, das ein Fliegerei-Journalist aus
Washington D.C. namens Philipp Klass [!], der eine Reihe skeptischer
UFO-Bücher
geschrieben hat, behauptete, dass der Venom-Pilot (er dachte
irrtümlicherweise,
dass es ein einsitziges Luftschiff war) das Licht vom Leuchtturm in
Orford Ness
nahe der Küste verwechselt hat, der zwanzig Meilen [etwa 32 Kilometer]
östlich
von Ipswitch liegt.
Dies brachte sowohl große Belustigung
als auch sachliche
Kommentare wie: ‚Doch er hat nie mit uns gesprochen’ und ‚Wir waren
niemals
nahe Ipswitch’ oder ‚Wir haben nicht einfach irgendetwas gesehen und
dieses
Ding war 4000 Fuß [etwa 1,2 Kilometer in der Luft. Ich bin ziemlich
sicher,
dass wir Klass’ versuchte Interpretation ausschließen können.“
(Randles,
Jenny: Something in the Air. London 1997,
S.
63)
Dass
Klass auch hier wieder eine nicht ernstzunehmende
Erklärung aus der Hüfte geschossen hat, dürfte den Leser nicht mehr
sonderlich
wurden, tat er dies doch mehr oder weniger gewohnheitsmäßig, aber dass
Walter,
der sich auf Randles bezog, seinen „geistigen Mentor“ aus Versehen in
die
Pfanne haut, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Aber hören wir
weiter
bei
Walter hinein:
„Zweitens zeigte sich, das[s] keiner der Originalzeugen
davon eine Ahnung hatte, welche[n] hochrangigen Wert ihre Erfahrung in
UFO-Kreisen hatte - da sie selbst niemals ein UFO sahen!“
Sicherlich
hatten die Piloten und Navigatoren nicht geglaubt,
hinter einem exotischen Phänomen her zu sein. Im Vordergrund stand in
jener
Zeit die Angst vor einer sowjetischen Invasion. Der damals noch
frische
Ausdruck
„UFO“, den es erst seit 1954 gab, hatte zu dieser Zeit nicht die
Gewichtung die
er heute hatte. Außerdem wurde der Fall nicht nur in „UFO-Kreisen“
(was
auch
immer das sein soll) sondern auch von der Luftwaffe ernst genommen.
Walter
schreibt weiter:
„Drittens
kannten sie keinen Freddie Wimbledon, de[n] Mann
aus der Zeitung, die hauptsächlich durch die barbusigen Seite-3-Girls
bekannt
ist, [er] ist also ein Opportunist gewesen oder eine Erfindung der
Zeitung.“
Doch Wimbledon hat definitiv existiert. Auf der Website
http://drdavidclarke.co.uk/secret-files/lakenheath-bentwaters-ufo/
ist
begleitend zu Dr. David Clarkes Artikel „Lakenheath-Bentwaters UFO“
ein
Foto
von Wimbledon aus dem Jahr 2001 abgebildet, das Clarke selbst
geschossen hatte.
Jenny
Randles, auf die Walter sich beruft, sagte in
Wirklichkeit:
„Sie [die
beiden gefundenen Navigatoren und ein Pilot]
erinnerten sich nicht an den Namen Freddy Wimbledon, doch dies ist war
keine
Überraschung, da er nicht an ihrer Basis stationiert war, sondern an
jenem
Abend Nachtkampf-Center-Commander für ganz East Anglia war und zwei
Jets
einfach seinem Start-Befehl folgten, der von einem abgelegenen Bunker
ausgegeben wurde.“ (Randles 1997, S. 62).
Dieser letzte
Teil fehlt leider in Walters Bericht.
Doch wenn wir
schon bei Freddy Wimbledon sind, wollen wir
auch den wesentlichen Teil dessen hören, was er an jenem Sommertag
sagte. Er
trat 1878 nach seiner Versetzung in den Ruhestand an die
Öffentlichkeit,
meldete sich bei der „Sunday Times“ und erinnerte sich:
„Nachdem durch
den Überwachungs-Leiter das
Heck des Objekts auf das Objekt gerichtet
worden war, rief der Navigator ‚Kontakt’. Dann eine Zeit später
‚Judy’,
was
bedeutete, dass der Navigator es offen und ehrlich und auf seinem
eigenen
Radarschirm hatte und weitere Hilfe von meinem Kontroller brauchte.“
Nach ein
paar Sekunden, in denen es auf unseren Schirmen zu sehen war, erschien
das
Objekt hinter unserem eigenen Flieger, und unser Pilot rief ‚Kontakt
verloren,
mehr Hilfe’. Ihm wurde gesagt, dass das Ziel nun hinter ihm war und
ich
schickte eine zweite Venom los, die in dieser Richtung flog.“ (Wimbledon
nach Clarke: http://drdavidclarke.co.uk/secret-files/lakenheath-bentwaters-ufo)
Bei Walter heißt es weiter:
„Den Fliegern war der Fall nur deswegen in Erinnerung
geblieben, weil es das einzige Mal war, wo man sie auf ein stationäres
Target
einwies, welches sich über Land befand - normaler Weise setzte man sie
zur
Verfol[g]ung von beweglichen Echos ein, die über der Nordsee
herbeikamen und
als Ziel den britischen Luftraum hatten.“
Dieser Punkt stimmt tatsächlich mit Randles Ausführungen
überein, die auf den Aussagen der Navigatoren und dem Piloten
basieren.
Walter
weiter:
„Tatsächlich nahmen sie ein
[Irgendetwas] auf dem Radar wahr, welches aber
niemals mit ‚klarste Ziel[s], welches jemals [aufgenommen wurde’]
bezeichnet
werden konnte, ganz im Gegenteil.“
Was Walter mit dem „Gegenteil“ meint, bleibt unklar. Die
Piloten hatten ein Echozeichen ungelösten Ursprungs auf dem Schirm,
und
somit
war es tatsächlich ein klares Ziel. Walter schreibt weiter:
„Viertens gab es niemals eine Katz-und-Maus-Verfolgung,
geschweige denn, dass das niemals [das] sichtbare Ziel sich ganz
plötzlich von
vor der Maschine nach hinten springend bewegt habe. Ganz im Gegenteil
lag das
Problem darin, dass das Ziel völlig stationär aber dennoch nie zu
erreichen
war, weil es schlichtweg zu hoch stand und alle an einen Wetterballon
oder so
dachte[n]! Mit diesem Gedanken flogen [sie] auch wieder zurück und sie
konnten
gar nicht so recht verstehen, weswegen ihre amerikanischen Kollegen
deswegen so
ausflippten.“
Was dieses „Katz- und Maus-Spiel“ angeht, so steht das
tatsächlich in Frage. Randles schreibt:
„Die
zweite Venom hatte tatsächlich
mittels Radar das Target
aufgefangen, doch der Navigator sagt, dass er nie irgendetwas etwas
visuell
gesehen hätte.
Unglücklicherweise wurde der
betreffende Pilot nicht
interviewt, denn es ist möglich, dass er das Objekt gesehen hatte.
Doch
die
anderen drei Zeugen bezweifelten die diese Möglichkeit ernsthaft, weil
der er
so etwas niemals erwähnte, weder während der Mission noch hinterher.
War er
vielleicht die Quelle für die Behauptungen über eine visuelle
Begegnung
und ist
sein nachfolgendes Schweigen der Beweis dafür, dass er das einzige
Crew-Mitglied
war, das wirksam mundtot gemacht wurde? Angesichts der Berichte der
anderen
Männer finde ich dies unwahrscheinlich.
Was die Natur des Radarzeichens
angeht, so stießen sie auf
es, während es stationär war und zu keiner Zeit seine Geschwindigkeit
so
geändert hätte, um hinter ihnen fliegen zu können, wie der
USAF-Bericht
aussagt. Was sich eher ereignet hatte, so ist folgendes: ‚Wir flogen
in
Richtung des Objekts und weil es stationär war, bewegten wir uns so
schnell,
dass das Ding hinter uns war, bevor wir reagieren konnten. Wir flogen
weiterhin
in Kreisen, um wieder dass Target wieder anzupeilen, doch dies war
nicht
möglich. Tatsächlich mussten wir durch den zur Neige gehendem
Treibstoff zur
Basis zurückfliegen.’“(Randles 1997, S. 62-63)
Randles stellt fest:
„Es gibt hier eine offensichtliche Herkunft der
Unübersichtlichkeit. Das UFO schien sich ‚in einem Augenblick’ von der
Vorderseite zu dem Heck des Fluggerätes zu bewegen. Es handelte sich
um
eine
Folge davon, dass das Target genau da vorne am Himmel schwebte,
kombiniert mit
der schnellen Geschwindigkeit des RAF-Jets.“ (ebenda, S. 63)
Randles befragte die Besatzung, ob sie sich vorstellen
könnte, dass es sich bei dem Target um einen Wetter-Ballon gehandelt
haben
könnte, der um Mitternacht am Himmel war. Die Besatzung erklärte aber,
dass es
eine klare und gut beleuchtete Nacht war, und obwohl ein Ballon nicht
ganz
ausgeschlossen werden könne, glaubten sie nicht, dass sie ihn
übersehen
hätten.
Außerdem sei das Radarecho sehr stark und solide gewesen – überhaupt
nicht wie
ein Ballon. In 4000 Fuß [etwa 2,1 Kilometern] Höhe einen solchen zu
finden, der
weder an- noch abstieg, hielten sie für eher unwahrscheinlich.
Was die
Besatzung jedoch wahrscheinlich davon überzeugte,
dass dieser Fall bedeutsamer war als ein Ballon, war die Information,
die durch
die USAF-Boden-Belegschaft übertragen wurde, die die Mission über Funk
während
der Mission leitete: „Sie behielten es bei, uns über die
bemerkenswerten
Bewegungen des Radar-Targets zu berichten, bevor wir ankamen. Es war
klar, dass
sie nie etwas wie das gesehen hatten und es sich zu schnell für einen
Ballon
von der Nordsee zu seiner schwebenden Position bewegte.“ (ebenda, S.
63)
Später konnte
der zweite Pilot auch noch ausfindig gemacht
werden. Es war Dave Chambers, dessen Navigator John Brady war, die
andere Venom
war besetzt mit dem Piloten Ian Fraser-Kerr und Ivan Logan.
(http://drdavidclarke.co.uk/secret-files/lakenheath-bentwaters-ufo/
Zugriff am
14.06.2012)
Ian-Fraser-Kerr
schloss sich den Aussagen des anderen
Piloten und der Nagvigatoren an. Visuell habe er auch nichts gesehen.
Der
UFO-Forscher Martin Shough fragt sich:
„Kann es sein, dass der ursprüngliche Geheimdienstbericht
und Perkins’[1]
unabhängige zwölf Jahre alte
Erinnerung beide Übertreibungen sind, die auf übererregte
Fehleinschätzungen
des Radarbildes zurückzuführen sind?
Auf der
anderen Seite: Könnte es sein, dass die 40-Jahre
alten Erinnerungen blasse Schatten dessen sind, was tatsächlich
geschah
ist,
passend zu der Tatsache, dass sie sich nur dessen bewusst waren, was
ihre
AI[Air Intercept]-Radargeräte sozusagen direkt vor ihrer Nase zeigten
und blind
waren für die offensichtlichen größer sichtbaren Bilder der
Überwachung
am
Boden? Sie sahen nie die starke Beschleunigung an ihren Targets und da
sie kein
Heckradar besaßen, fand die berichtete Verfolgung, so Logan,
wahrscheinlich nie
statt.“
(http://martinshough.com/aerialphenomena/Lakenheath/reconstruction.htm)
Nun ist bei
Shough noch von einer weiteren Venom die Rede,
die in jener Nacht losgeschickt wurde. David Clarke machte 2001 den
Piloten Les
Arthur und seinen Navigator Grahame Scofield, ausfindig, die damals
eine dritte
Venom flogen. Sie stiegen wie die beiden anderen Venoms von Waterbeach
auf.
Über die Natur ihres Targets wurden ihnen nichts mitgeteilt. Sie
stiegen
Richtung Westen auf, doch verloren unterwegs einen Tank, und so flogen
sie nach
Waterbeach zurück.
Scofield
zufolge war es ungefähr 23:00 Uhr, bevor sie zu dem
Besatzungsraum zurückkehrten Dort war ein Funkgerät eingeschaltet, das
aus
einem Flugzeug-Cockpit entfernt worden war. Scofield hörte durch diese
„Gegensprechanlage“ eine an den Kampfpiloten gerichtete Bestätigung,
dass eine
Bodenstation, die sich in Richtung des Targets befand, dieses bei
20.000
Winkelminuten über East Anglia bestätigte. Sie hörten den Piloten über
einen
AI-Radar-Kontakt von nahezu drei Meilen (knapp fünf Kilometer)
berichten, bevor
sie das Target verloren. „Sie wurden weggerufen“,
sagt Scofield:
„und die zweite Crew instruiert, einen Abfangkurs zu setzen.
Sie bestätigten Radar-Kontakt in ungefähr zehn Meilen [etwa 16
Kilometer]
direkt da vorne. Der Navigator rief die Entfernung ab als das Ziel
rapide näher
kam. In einer Meile [etwa 1,6 Kilometer) gab es einen Schrei der
Verwirrung von
dem Piloten, der nichts sah. Wir haben dann gehört. ‚Ich denke, sie
sind nun an
unserem Heck!“
Beinahe unverzüglich wurden beide
Crews aufgefordert, den
Einsatz abzubrechen und zum Stützpunkt zurückzukehren.
Offensichtlich
war noch eine weitere Venom an der Suche
beteiligt, die von Wimbledon losgeschickt wurde und durch vom
Staffelkommandanten Anthony Davis (mit Paddy McIlwrath) geflogen
wurde,
der ein
durch den 2. Weltkrieg erfahrener Pilot war. Nachdem er mehrere
Stationen
durchlaufen hatte, wurde er 1971 Leiter des zivilen MoD (Ministry of
Defence,
dem Verteidigungsministerium des Vereinigten
Königreichs)-Sekretariats,
die für
die Analyse von UFO-Berichten verantwortlich war!
Dr. David
Clarke stieß im Jahr 2003 auf MoD-Papiere, aus
denen hervorgeht, dass bereits ein Venom-Abfangjägerbereits in der
Luft
war,
(im Gegensatz zu den anderen startete er aber nicht von Waterbeach,
sondern von
RAF Colishall aus), als das UFO entdeckt wurde. Er wurde durch
GCI-(Coast Guard
Intelligence, Nachrichtendienst der United States Coast Guard,
US-Küstenwache)
Radar, das vermutlich durch Wimbledon in Neatishead in Richtung eines
„suspekten UFOS“ geschickt wurde, doch sein Radar-Bediener konnte
keinen
Kontakt mit ihm herstellen und Davis fand sich selbst „einen Stern
jagen“.
Doch weder
sein Radar-Bediener noch er selbst entdeckten
irgendetwas, ausgenommen einen „Stern“ (vermutlich Venus oder Mars),
die damals
den Himmel beherrschten.
(http://drdavidclarke.co.uk/secret-files/lakenheath-bentwaters-ufo/
Zugriff am
14.06.2012)
Es gibt also viel Verwirrung in
diesem Fall, doch eines gab
es nicht: Eine stichhaltige Erklärung für die Targets.
Interessant
ist, dass die ganze Geschichte sich rund um die
Suez-Krise abspielte, die im Herbst 1956 in einer militärischen
Intervention
einer Allianz aus Großbritannien, Frankreich und Israel in Ägypten
gipfelte. In
vielen Ereignissen rund um Israel wurden vermehrt UFOs gesehen. (s.
Horn,
Roland M.: UFOs: „Sie sahen aus wie Untertassen.“ Leipzig 2006 und den und http://www.roland-m-horn.de/rmh-ufo.php
- (Zugriff am
06.07.2012).
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine (leicht
modifizierte) Textpassage aus meinem Buch „John A. Keel und der Stein
der
Weisen – Auf dem Weg zur Lösung des UFO-Phänomens“ (Twilight Line GbR,
Wasungen
2013). In diesem Buch finden Sie weitere klassische Fälle, die unter
die Lupe
genommen wurden, wie z.B. den Cash-Landrum-, den Socorro- und den
Trans-en-Provence
-Fall.
Er wurde erstmals im DEGUFORUM
Nr.
82 veröffentlicht.
Roland M. Horn:
Angriff
aus dem Superspektrum
John
A. Keel und der Stein der Weisen
356 Seiten, 43 Schwarz-Weiß-Fotos und Abb.
epubli 2019
ISBN-13: 9783750243460
Preis: EUR 18,99