Schon 1995 wurde er
entdeckt. Es
verging kaum eine Woche, in der
es keine neuen Helligkeitesprognosen gab. Dann die Meldung : "Mit 0.5m
in den März!" Der Komet hat also tatsächlich eine
Flächenhelligkeit
erreicht, die besser war als die eines Sternes erster Klasse wie
beispielsweise
Sirius, der zur gleichen Zeit am Himmel stand. Allerdings muß
man
sich bei Hale-Bopp die scheinbare Helligkeit auf den gesamten Kometen
verteilt
vorstellen. Trotzdem: Der Komet war zu einem auffälligem
Objekt am
morgendlichen Nordost-Himmel geworden. Kometen werden als
"schmutzige Schneebälle
bezeichnet". Sie bestehen
zum größten Teil aus gefrorenem Wasser. Eis, Staub
und Chemikalien,
die im Weltraum gefroren sind, sind die Bestandteile auch dieses
Kometen.
Als er in seiner langgestreckten elliptischen Bahn der Sonne nahe kam,
da wandelte sich das Eis in Gas um. Diesen in diesem Falle
äußerst
gut sichtbaren Gas- und Staubschweif zog der Komet auf seinem Weg um
die
Sonne hinter sich her.
Früher galten Kometen gemeinhin als
Unglücksbringer. Das Auftauchen
eines Kometen wurde allgemeinhin mit dem bevorstehenden Tod eines
Königs
oder dergleichen in Beziehung gesetzt.
Dieses Mal soll der Komet auf relativ direkte Weise mit dem Tod in Verbindung gebracht werden. Der Guru einer Sekte in San Diego war überzeugt davon, daß sie nach einem gemeinschaftlichen Massenselbstmord in einem Raumschiff, welches hinter dem Kometen lauerte, wiedergeboren würden. In den letzten Monaten kursierte sogar ein gefälschtes Foto, welches ein Riesenobjekt zeigt, das dem Kometen Hale-Bopp folge. Dieses Objekt wurde mancherorts mit dem geheimnisvollen 12. Planeten, von dem Sitchin in seinem bekannten Buch "Der zwölfte Planet" schreibt, gleichgesetzt. Der amerikanische Kometenforscher David Tholen hat in dem Bild allerdings erkannt, es sich bei dem Foto um seines seiner eigenen Bilder gehandelt habe, wobei der Begleitstern allerdings von irgendjemandem nachträglich per Computer hineingemalt worden war...
Der Guru Marshall Applewhite war jedoch davon überzeugt, daß hinter dem Kometen kein Planet, sondern ein Raumschiff wartete. Der Selbstmord war sorgfältig vorbereitet, und mittels Wodka und Beruhigungsmittel bereitete man sich auf dem Tod und die anschließende Wiedergeburt vor. Die Sekte hatte eine eigene Internet-Seite, und dort wurde verkündet, daß der Komet Hale-Bopp das Zeichen für die Ankunft des Raumschiffes von der übermenschlichen Ebene sei. Zurück in den Himmel sollte es gehen! Das Schlimme an der Sache war eben das, daß man nur nach dem Verlassen der "irdischen Behältnisse" in dieses Raumschiff gelangen konnte. Und so kam es wieder einmal zu einem Massen-Selbstmord einer Sekte. In einem Abschiedsvideo machten die Sektenanhänger einen entspannten Eindruck.
Warum solche Gurus so viele Anhänger finden,
darüber kann
nur spekuliert werden. Warum sind die Menschen in unserer
Wohlstandsgesellschaft
so anfällig für derart wahnwitzige Ideen? Doch das
ist wieder
ein ganz anderes Thema.
Bleiben wir stattdessen beim Thema "Kometen als Unglücksbringer". Der Untergang der Dinosaurier wird einem Kometen angelastet. Ebenfalls gibt es Theorien, die den Untergang der sagenumwobenen Insel "Atlantis" mit einem Kometen in Verbindung bringen (Geologen-Ehepaar-Tollmann; UFO-BILLY Eduard Meyer, wobei natürlich beide nichts miteinander zu tun haben).
Sieht man sich den Kometen an, dann wird man freilich nichts von einem "Unglücksbringer" erahnen. Im April erreichte der Komet beinahe -1m Flächenhelligkeit. Gegen Ende des Monats hin immer mehr über den nordwestlichen Abendhimmel steigend, war der Komet nun immer besser zu beobachten.
Ein Aufprall eines Kometen soll nach einer populären
Theorie bei
einem Aufschlag das Wasser auf die Erde gebracht haben. Schufen Kometen
die Bedingung dafür, das die Erde zu einem Planeten wurde, auf
dem
Leben möglich war?
Doch es geht noch weiter: Die Astronomen Hoyle und Wickramshire vertreten die Meinung, das Leben sei im Weltraum entstanden, und zwar zwischen den Sternen. Kometen seien im wesentlichen interstellar und möglicherweise der Ort der, an dem belebte Materie aus unbelebter Materie entstehe. Im Kometen geborene Organismen könnten daher auf anderen Himmelskörpern, also auch auf der Erde, Lebenskeime ausgesät haben.
Und mittlerweile scheint es so, als ob deren Idee mit Hilfe von Hale-Bopp's Schweif neue Nahrung bekommen würde. Denn in Hale-Bopp's Schweif wurden 13 organische Moleküle identifiziert - die Vorstufen von Aminosäuren, den Bausteinen des Lebens. Während Hale-Bopp in Sonnennähe war, konnte man den die Staubwolken des Schweifes mittels eines Spektrometers, welches am großen Mount-Palomar-Teleskop in Kalifornien befestigt ist, auf seine Zusammensetzung untersuchen. Neben den organischen Molekülen fand man auch eine ungeheuere Dynamik vor.
Brachten uns die Kometen das Leben oder den Tod, oder vielleicht beides?
Quellen:
Skyweek 9/1997
Skyweek 2/1997
Saarbrücker Zeitung/Ostern 1997
Skyweek 11/1997
Francis Jackson/Patrick Moore: Leben im Universum, Ffm. 1989
BILD-Zeitung vom 2.4.1997
Bild-Quellen:
Titelbild: Diese Aufnahme stammt vom 31.3. d. J. Aufnahmezeitpunkt war ca 22. Uhr . - Optik: korrigiert nachgeführte Kamera mit 500 mm-Objektiv, Blende 8. Belichtungszeit: 10 min. Aufnahme: Horn
Bild
oben::Der
Planet Hale-Bopp
am 23.
März, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang. 500 mm-Objektiv,
nachgeführt
+ korrigiert. Belichtungszeit: 5 min. (Foto: R. M. Horn)
Bild Mitte: Sektenführer Marshall Applewhite (Foto aus der Saarbrücker Zeitung)
Bild unten: Hale Bopp über Kleinblittersdorf am 31.3.1997. Normaloptik, 5 min. Belichtung. (Foto: Horn)