Der Mann, der aus der Zukunft kam

Das Geheimnis Jesu Christi

von Roland M. Horn

Jesus von Nazareth ist im christlichen Abendland bekannter als jede andere biblische Figur. Uns ist bekannt, dass Jesus aufgrund seines eigenen Zeugnisses, das erstmals bei der Taufe durch Johannes von Gott persönlich ausgesprochen wurde ("Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe") in der christlichen Religion als Gottessohn gilt, im Islam immerhin als Prophet. Während der Taufe Jesu öffnete - oder spaltete - sich der Himmel, wie es in Lukas 3, 21 u. 22 und Markus 1, 9-13 heißt.

Taufe Jesu (Gemälde)"Der Himmel spaltete sich". Dieser Wendung begegnen wir auch der bei der Steinigung des Stephanus wieder. Im alten Testament gab es einige Personen, die auf mysteriöse Weise im Himmel verschwanden, oder über deren Geburt man nichts weiß - sie schienen plötzlich dagewesen zu sein. Und sie erschienen zu verschiedenen Zeiten. Waren sie Zeitspringer? Kamen sie aus der Zukunft? Elia war ein solcher rätselhafter Mann, der aus dem Nichts kam, Kranke heilen, Tote wiedererwecken konnte, "in den Himmel auffuhr" und sich zu Lebzeiten Jesu mit diesem und Mose auf dem "Berg der Verklärung" traf.

Wie Elia konnte auch Jesus heilen und Tote wiedererwecken. So holte er einmal den zuvor toten Lazarus mit den Worten "Lazarus - komm heraus" aus dessen Grab heraus. Jesus konnte Speisen auf rätselhafte Art vermehren. Er verwandelte Wasser in Wein und trotzte den Gesetzen der Schwerkraft, indem er über den See Genezareth ging. Er redete prophetisch: Beispielweise kündigte er die Zerstörung des Tempels an, die später auch eintraf.

Auf den Kreuzestod dieser eindrucksvollen Persönlichkeit ist die gesamte neutestamentliche Theologie aufgebaut. Nach seiner wundersamen Auferstehung am dritten Tage nach seiner Kreuzigung trat Jesus in einem "Herrlichkeitslaib" in Erscheinung, wie es in der Bibel heißt. Jesus erschien strahlend weiß und wurde von seinen Jüngern zunächst nicht erkannt.

Dann erfolgte die Auferstehung, die Einsetzung seiner Jünger als Nachfolger und die Himmelfahrt. Jesus instruierte und bevollmächtige seine Jünger:
 

"Gehet hin in alle Welt und verkündigt die Heilsbotschaft der ganzen Schöpfung! Wer da gläubig geworden ist und sich hat taufen lassen, wird gerettet werden; wer aber ungläubig geblieben ist, wird verurteilt werden. Denen aber, die zum Glauben gekommen sind, werden diese Wunderzeichen folgen (=dauernd zuteil werden): in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in (=mit) neuen Zungen reden, werden Schlangen aufheben und, wenn sie etwas Todbringendes (oder Giftiges) trinken, wird es ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden."


(Mark. 16, V. 15b-18, Menge-Übersetzung)

Über die Himmelfahrt Jesu Christi berichtet die Bibel in Apg. 9, 9-11:
 

Nach diesen Worten wurde er vor ihren Augen emporgehoben: eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken, und als sie ihm noch unverwandt nachschauten, während er zum Himmel auffuhr, standen mit einemmal zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen, die sagten: "Ihr Männer aus Galiläa, was steht ihr da und blickt zum Himmel empor? Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel emporgehoben worden ist, wird in derselben Weise kommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen."


In der Offenbarung des Johannes heißt es im 1. Kapitel (V.7a n. Menge) dazu konkreter:

 
"Seht, er kommt mit den Wolken, und sehen werden ihn die Augen aller, auch die, welche ihn durchstochen haben, und wehklagen werden um ihn alle Geschlechter (oder: Stämme) der Erde."


Auffällig ist hier die ständige Erwähnung einer ominösen Wolke. Eine "Wolke" oder "Gewölk" wird bei sehr vielen biblischen Begegnungen erwähnt, und auch bei modernen Zeitphänomenen spielt eine solche "Wolke" oft eine nicht unbedeutende Rolle. Wen würde es da wundern, wenn bei der Geburt Jesu nicht auch eine Wolke eine Rolle gespielt hätte? Dies scheint aber nicht der Fall zu sein - wir kennen ja alle die Geschichte vom "Jesuskind in der Grippe", die aus dem zweiten Kapitel des Lukas-Evangeliums entnommen ist. Was aber, wenn ich Ihnen nun sage, dass in einem verborgenen Evangelium doch die Rede von einer mysteriösen Wolke ist, die bei der "Geburt" Jesu eine maßgebliche Rolle spielte?

Im nichtkanonischen Protoevangelium des Jakobus (zitiert nach Erich Weidinger: Die Apokryphen, Augsburg 1990, S. 142) heißt es:
 

Und siehe, eine Frau kam vom Gebirge herab, die sagte zu mir (zu Joseph, d. A.) : "Mann, wohin bist Du unterwegs? Und ich sagte zu ihr: "Ich suche eine hebräische Hebamme." Und sie gab zur Antwort und sagte zu mir: "Bist Du aus Israel?" Und ich sagte zu ihr: "Ja.". "Sie aber sagte: "Und wer ist die, die in der Höhle gebären soll?" Und ich sagte: "Meine Verlobte." Da sagte sie zu mir: "Dann ist sie also nicht Dein Weib?" Und ich sagte zu ihr: "Es ist Maria, die im Tempel des Herrn auferzogen worden ist; sie hatte ich mir zum Weibe erlost, und gleichwohl ist sie nicht mein Weib, sondern Empfängnis hat sie erhalten vom heiligen Geist." Da sagte die Hebamme zu ihm: "Das soll wahr sein? Und Joseph sagte zu ihr: "Komm und sieh!" Und die Hebamme ging mit ihm hin. Und sie standen an dem Platz, wo die Höhle war, und siehe, eine lichte Wolke hüllte die Höhle in Schatten. Da sagte die Hebamme: "Erhoben ist heute meine Seele. Denn meine Augen haben Wunderbares gesehen; denn für Israel ist Heil geboren worden." Und sogleich verzog sich die Wolke aus der Höhle, und es erschien ein gewaltiges Licht in der Höhle, so dass unsere Augen es nicht ertragen konnten. Und nach kurzer Zeit verschwand jenes Licht, bis das Kind zu sehen war; und es kam und nahm die Brust von seiner Mutter Maria(...)


Geburt Jesu (Gemälde)Die Geburt Jesu wurde nach dieser Stelle nicht beobachtet! Eine lichte Wolke hüllte die Höhle ein. Sie strahlte ein Licht aus, das die Anwesenden blendete. Erst nach dem Rückgang der Lichtintensität und nach dem Verschwinden der Wolke wird das Kind sichtbar. Wurde das Kind überhaupt von der Maria geboren? Oder kam es mit der Wolke? Wir erinnern uns, dass es bei der Himmelfahrt heißt: "Und eine Wolke nahm ihn auf." Bezüglich der Wiederkunft Jesu Christi heißt es: "Er wird kommen mit den Wolken."

Im Leben Jesu Christi spielten zwei ominöse Personen eine Schlüsselrolle: Nikodemus, ein Pharisäer und schriftgelehrter Lehrer in Israel, der Mitglied des Hohen Rates war. Im Gegensatz zu anderen Pharisäern suchte Nikodemus die Nähe Christi. Nikodemus fällt weiter dadurch auf, dass er unter dem Hinweis auf das Gesetz für Jesus eintat (Joh. 7, 50-52), was für einen Pharisäer ungewöhnlich war. Sehr interessant ist vor allem eine Stelle aus Joh. 19 V. 39, nach der sich Nikodemus öffentlich zu Jesus bekennt und seine Hilfe bei der Grablegung anbietet. Die zweite interessante Person im Leben Jesu ist Joseph von Arimathia - ebenfalls Mitglied des hohen Rates. Dieser Joseph von Arimathia war ein vornehmer Mann. An der Verurteilung Jesu beteiligte er sich nicht. Auch er bekannte sich nach Jesu Tod plötzlich öffentlich zu ihm und stellte sogar seine eigene Grabstätte zur Verfügung. Im Johannes-Evanglium heißt es im 19. Kapitel (V. 38-42):
 

Hierauf trug Joseph von Arimathäa (so die Schreibweise in der Menge-Übersetzung), der ein Jünger Jesu war, - allerdings war er's nur im geheimen aus Furcht vor den Juden - dem Pilatus die Bitte vor, dass er den Leichnam Jesu vom Kreuze abnehmen dürfe; und Pilatus gewährte ihm die Bitte. So ging er denn hin und nahm seinen Leichnam (vom Kreuz) ab. Aber auch Nikodemus kam, derselbe der zum erstenmal bei Nacht zu Jesus gekommen war und brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe mit, wohl hundert Pfund. So nahmen sie denn den Leib Jesu und banden ihn ein in Leinwandstreifen mitsamt den wohlriechenden Stoffen, wie es Sitte der Juden bei Bestattungen ist. Es lag aber bei dem Platze, wo er gekreuzigt worden war, ein Garten, und in dem Garten (befand sich) ein neues Grab, in welchem bisher noch niemand beigesetzt worden war. Dorthin brachten sie nun Jesus mit Rücksicht auf den jüdischen Rüsttag, weil das Grab sich in der Nähe befand."
 
(Joh. 19, 38-42)

Es ist doch merkwürdig: Da waren zwei Personen in einflussreichen Positionen, die das Leben Jesu ganz genau beobachtet hatten und nach dessen Tod ein plötzliches Interesse an seiner Leiche hatten. Zeit seines Lebens traf man sich - wenn überhaupt - lediglich nachts mit Jesus, und nun war man plötzlich stark interessiert an dessen Leiche.

Was war an dieser Leiche denn so besonderes? Vermutlich die Tatsache, dass es keine war! Jesus wurde an einem Freitag gekreuzigt. Bei Sonnenuntergang beginnt der jüdische Sabbat. Also musste man den Körper des Gekreuzigten vor Einbruch der Dunkelheit vom Kreuz nehmen, denn am Sabbat durfte nach den jüdischen Gesetzen kein Hingerichteter am Kreuz hängen bleiben. Normalerweise hängt ein Gekreuzigter mehrere Tage, bis er verdurstet oder erfriert. Jesus hing nur wenige Stunden. Und in Markus 15, 44 lesen wir:
 

"Pilatus wunderte sich, dass er schon gestorben sein sollte; er ließ (deshalb) den Hauptmann zu sich rufen und fragte ihn, ob er schon lange tot sei; und als er vom Hauptmann das Nähere erfahren hatte, schenkte er den Leichnam dem Joseph."


Doch die Handlungen der Soldaten während der Kreuzigung waren recht merkwürdig gewesen. Wie aus Johannes 19 hervorgeht, brachen diese den beiden, die mit Jesus gekreuzigt wurden, die Beine, damit der Tod schneller eintritt. Aber Jesus brachen sie die Beine nicht, da sie der Meinung waren, er sei schon tot, was jedoch in Anbetracht des kurzen Zeitraums unwahrscheinlich war. Statt dessen stießen sie ihm eine Lanze in die Seite und es floss sogleich, wie es heißt, Blut und Wasser heraus. Es floss Blut heraus. Aus einer Leiche? Trotzdem erachtete man Jesus für tot.

Wurde hier die größte Komödie der Weltgeschichte aufgeführt? Ein Komplott, durchgeführt von Nikodemus, Joseph von Arimathia, Jesus (oder besser Jeschua, sein eigentlicher jüdischer Name) und einigen römischen Soldaten? Wurde der Tod Jesu lediglich vorgetäuscht? Brauchte man für Herodes und das Volk einen toten bzw. wiederauferstandenen Jesus, während in Wirklichkeit jener Mann, der als Jesus von Nazareth bekannt war, nicht sterben durfte, da er in jener Zeit (und vielleicht auch in anderen Zeiten?) eine wichtige Mission zu erfüllen hatte?

Wie schrieb der Schreiber des Hebräerbriefes über Jesus?
 

"Er hat in den Tagen seines Fleisches (=Erdenlebens) Gebete und flehentliche Bitten mit lautem Schreien (=Klageruf) und Tränen vor den gebracht, der ihn vom Tode zu erretten vermochte, und hat auch Erhörung gefunden (und ist) aus seiner Angst (befreit worden) und hat trotz seiner Sohnesstellung an seinem Leiden den Gehorsam gelernt. Nachdem er so zur Vollendung gelangt war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber ewigen Heils geworden (...)"
(Hebr. 7, 7-9)
 

Der Begriff "Vollendung" wird allgemein als die Vollendung des Leidens durch den Tod gedeutet, doch aus dem Vers zuvor wird ersichtlich, dass Jesus dem Tod entronnen ist. Da steht nichts von Auferstehung. "Gott" hat ihn vom Tode errettet. Er hat Jesus nicht sterben lassen und wieder auferweckt.

Jesus wurde nach seiner fingierten Hinrichtung sofort von Josef von Arimathia und Nikodemus zur bereits erwähnten Grabstätte gebracht. Nachdem die beiden Ratsmitglieder (waren sie wie Jesus Zeitagenten aus der Zukunft?) seine Wunden versorgt hatten und Jeschua sich weitgehend erholt hatte, erschien er noch einige Male und - verschwand in einem Wurmloch in der Zukunft...

Kip S. Thorne ist  amerikanischer Physiker. Er war ein Schüler des berühmten John Archibald Wheeler. Von ihm stammt das Buch Gekrümmter Raum und verbogene Zeit (München 1994)

Interessanterweise war es ein Roman, der Thorne.s Aufmerksamkeit auf das Zeitreise-Thema lenkte. Genauer gesagt: ein Science-Fiction-Roman von Carl Sagan. In diesem Roman ging es um die erste Begegnung einer menschlichen mit einer außerirdischen Rasse. Sagan wollte die physikalischen Aspekte so zutreffend wie möglich darstellen, und hierzu ersuchte er Thorne um Hilfe. In Sagan Manuskript wurde eine Reise beschrieben, die durch das Zentrum eines schwarzen Lochs über den Hyperraum in einen anderen Teil des Universums gehen sollte. (Der Hyperraum wird als ein fiktiver flacher Raum angesehen, in dem man sich Teile des gekrümmten Raumes eingebettet denken kann.) Allerdings sind nach den Berechnungen Thornes und anderer Physiker Reisen, die auf diese Weise durchgeführt würden, unmöglich durchzuführen. Thorne machte sich Gedanken, wie er Sagan zu einer realistischeren Reisemöglichkeit verhelfen konnte. "Ein Wurmloch", schoss es Thorne durch den Kopf, "wäre es möglich, mit Hilfe eines Wurmlochs eine derartige Reise durchzuführen?"

Man muss sich ein Wurmloch als eine Art Abkürzung durch den gekrümmten Raum vorstellen. Nehmen wir ein Stück Papier und sehen es als "den Raum" an. Nun wollen wir von einer Stelle links des Papiers auf eine Stelle rechts desselben gelangen. Rollen wir nun das Papier so ein, dass die beiden Punkte übereinander liegen und stellen wir eine senkrechte Verbindung her, dann ist der Weg deutlich kürzer. Diese Abkürzung wäre ein Wurmloch. Die Wurmlöcher wurden im Jahre 1916 auf mathematischem Weg als eine Lösung der Einsteinschen Feldgleichungen errechnet, in den 50er Jahren beschäftige sich Wheeler mit der Thematik und stellte ebenfalls Berechnungen an. Das Problem ist allerdings, dass nach den Berechnungen das Wurmloch in irgendeinem Augenblick entsteht, sich kurz öffnet und dann wieder verschwindet. Seine Lebensdauer ist zu kurz, als dass Menschen oder auch nur Signale hindurchgelangen könnten.

Thorne dachte nun darüber nach, wie man ein Wurmloch aufrecht erhalten könne, und die einzige Möglichkeit hierzu sah er darin, "es mit einem Material zu durchsetzen, das durch seine Gravitation die Wände auseinander drückt." Diese Materie müsste sich von allem unterscheiden, was wir kennen, und so nennt Thorne sie "exotisch". Die exotische Materie würde durch ihre Gravitation einen einfallenden Lichtstrahl nach außen ablenken, so wie sie auch die Wände des Wurmlochs auseinander hält, sie würde Licht zerstreuen. Weiter kam Thorne zu dem Ergebnis, dass die exotische Materie, die das Wurmloch durchsetzt, im Bezugssystem des hindurchgetretenen Lichtstrahls eine im Durchschnitt negative Energiedichte besitzen müßte, um Licht zerstreuen und um die Wände des Wurmloches auseinanderhalten zu können. Nun stellte sich die Frage: "Ist exotische Materie nach den physikalischen Gesetzen zulässig, und wenn unter welchen Bedingungen?" 1974 hatte man mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass Schwarze Löcher verdampfen, und der exzellente Physiker Stephen Hawking kam zu dem Schluss, dass Vakuumfluktuationen in der Nähe des Horizonts exotisch sind. Kann eine solche exotische Materie auch in einem Wurmloch existieren? Erzeugt ein Wurmloch beim Versuch sich abzuschnüren, möglicherweise solche Bedingungen? Kann die Raumzeitkrümmung die Vakuumfluktuationen exotisch machen? Unter diesen Bedingungen könnte das Wurmloch tatsächlich offengehalten werden.

Im Jahr 1966 zeigte Robert Geroch (ein Student Wheeler), dass ein Wurmloch durch eine beständige Krümmung und eine Verformung der Raumzeit erzeugt werden kann, wenn dabei gleichzeitig die Zeit in allen Bezugsystemen verzerrt wird. Das heißt: Es ist während der Erzeugung des Wurmloches möglich, sich sowohl rückwärts als auch vorwärts in der Zeit zu bewegen. Der Mechanismus, der zur Erzeugung des Wurmlochs verwendet wird, muss für einen Augenblick tatsächlich wie eine Zeitmaschine wirken. Sie würde Dinge aus einem späteren Zeitpunkt bei der Erzeugung des Wurmloches in einen früheren Zeitpunkt versetzen.

Thorne machte sich weitere Gedanken über Zeit und Wurmlöcher und führte interessante Gedankenexperimente durch, die an dieser Stelle jedoch nicht widergegeben werden können. Der Caltech-Physiker kam zu der Erkenntnis, dass die Zeit sich im Wurmloch anders fortbewegt als im äußeren Universum, wenn die Öffnungen sich relativ zueinander bewegen. Daraus folgt:
 

Eine unendlich fortgeschrittene Zivilisation kann aus einem einzigen Wurmloch eine Zeitmaschine konstruieren.


Es gab nun ein ständiges Hin- und wieder bezüglich der Idee, Wurmlöcher könnten zu Zeitmaschinen umgewandelt werden., und stets machten sich Thorne und seine Studenten neue Gedanken. Sie fanden Möglichkeiten, wie man Paradoxa überwinden könnte, und besonders das berühmte "Muttermond-Paradoxon" ("Wenn ich in der Zeit zurückreise und meine Mutter töte, bin ich ja nie geboren worden"), konnten sie anhand einiger Gedankenexperimente deutlich "entschärfen". (Leider fehlt auch hier der Raum, um die Experimente zu beschreiben. Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang mein am Ende des Artikels vorgestelltes Buch.)

Später kam ein weiterer Einwand: Bill Hiscock, ein ehemaliger Student von Charles Misner (ein theoretischer Physiker und wiederum ein ehemaliger Schüler Wheelers) gab zu bedenken, dass elektromagnetische Fluktuationen möglicherweise ein potentielles Wurmloch zerstören könnten. Hiscock war der Meinung, dass elektromagnetische Vakuumfluktuationen in der gleichen Weise wie kleine Strahlungen im Wurmloch umherflögen. Sie könnten unendlich groß werden und so das Wurmloch zerstören, bevor es zu einer Zeitmaschine werden kann. Die Ergebnisse von Professor Thornes Forschungen waren anders, als er es erwartet hatte. Die elektromagnetischen Vakuumfluktuationen ließen sich nicht so einfach defokussieren. Vielmehr neigten sie dazu, sich selbst zu bündeln. So konnte auf Dauer ein intensiver Strahl fluktuierender Energie gebildet werden. Allerdings war Thorne der Meinung - und auch das zeigte sich in Thornes Berechnungen - dass die elektronischen Vakuumfluktuationen nur für eine kleine Zeitspanne unendlich groß sind. Thorne und seine Kollegen errechneten, dass die zirkulierenden Vakuumfluktuationen 10-43 Sekunden vor der Umwandlung des Wurmloches zur Zeitmaschine aufhören müssten anzuwachsen. Ein weiteres Anwachsen dürfte erst wieder 10-43 Sekunden nach dem Entstehen der Zeitmaschine vonstatten gehen. Und da ebben ja die Fluktuationen bereits wieder ab. Zwischen diesen Zeitpunkten gibt es keine Zeit und keine Entwicklung. Frage: "Wie stark ist der Strahl zirkulierender Fluktuationen angewachsen, bis die Quantengravitation das weitere Anwachsen verhindert?" Nach den Berechnungen der Forscher ist der Strahl viel zu schwach, um das Wurmloch zu beschädigen.

Heute will man es beinahe nicht mehr glauben, dass es ausgerechnet Stephen Hawking war, der hier widersprach. Er stimmte zwar zu, dass die Quantengravitation vermutlich das Anwachsen der Vakuumfluktuationen 10-43 Sekunden vor der Entstehung der Zeitmaschinen, also 10-43 Sekunden, bevor die Fluktuationen unendlich groß würden, beenden würde. "Doch wer misst diese 10-43 Sekunden? Und in welchem Bezugssystem?" fragte Hawking. Die Zeit sei schließlich relativ und nicht absolut. Und sie hinge vom jeweiligen Bezugssystem ab. Thorne hatte angenommen, dass der Bezugsrahmen eines Beobachters, der relativ zum Schlund des Wurmloches ruhe, die geeignete Wahl sei. Doch Hawking war anderer Ansicht. Er war der Meinung, man müsse vom Bezugssystem der Fluktuationen selbst bzw. dem eines Beobachters ausgehen, der sich mit den Fluktuationen von der Erde zum Raumschiff bewege. Dies geschähe in einer Geschwindigkeit, dass ihm die Entfernung von 10 Lichtjahren zwischen Erde und Raumschiff (1019 Zentimeter) auf die sogenannte Planck-Wheeler-Länge (10-33 Zentimeter) verkürzt erscheine. Die Gesetze der Quantengravitation würden erst 10-43 Sekunden vor der Schaffung der Zeitmaschine Geltung erlangen, wenn man das von Hawking bevorzugte Bezugssystem zugrunde legt. Dieses Bezugssystem auf einen im Wurmloch ruhenden Beobachter übertragen bedeutet, dass die Effekte der Quantengravitation nicht nach 10-43 Sekunden, sondern 10-95 Sekunden vor dem Entstehen der Zeitmaschine eintreten würden. Dann aber wäre nach Thorne Berechnungen der Strahl der Vakuumfluktuationen bereits soweit angewachsen, dass er das Wurmloch durchaus zerstören könnte

1997 ging die überraschende Meldung durch die Presse, dass eben dieser Stephen Hawking die Ansicht "Zeitreisen sind durchaus möglich" vertritt. Bald würden wir Menschen tatsächlich in der Lage sein, auch in unsere Vergangenheit zu reisen. Falls es uns gelingen sollte, eine Spezialmaschine zu bauen, die unter Einbeziehung gewaltiger Mengen von Energie in der Lage wäre, die Lichtgeschwindigkeit zu übertreffen, dann sei es möglich, die Zeit gewissermaßen zu überlisten. Wir hätten dann die Möglichkeit, sie in jede Richtung hin zu überholen. Hawking spricht von einem hochkompliziertem physikalischen Gesetz, das sowohl Zeitreisen in die Vergangenheit als auch in die Zukunft ermöglichen würde.
 

"Einsteins allgemeine Relativitätstheorie scheint uns die Möglichkeit zu eröffnen, Wurmlöcher zu schaffen und zu nutzen - kleine Röhren, die verschiedene Regionen der Raumzeit miteinander verbinden. Wenn dies so wäre, könnten wir eines Tages in der Lage sein, Blitzreisen durch die Milchstraße oder durch die Zeit zu unternehmen."
 

(Hawking im Vorwort seines Buches Die kurze illustrierte Geschichte der Zeit (Reinbek 1997)

Hawking schreibt, dass man, um in die Vergangenheit zu gelangen, Materie mit negativer Energiedichte benötigte. Gewöhnliche Materie besitze jedoch eine positive Energiedichte. Raumzeit erhält nämlich eine positive Krümmung wie die Oberfläche einer Kugel. Die Raumzeit müsste aber eine negative Krümmung aufweisen wie die Oberfläche eines Sattels. Und die Quantentheorie lässt negative Energiedichte tatsächlich an einigen Stellen zu, vorausgesetzt, sie wird durch positive Energiedichte an anderen Stellen ausgeglichen.

Obwohl Hawking etliche Argumente für die Zeitreise-These vorbringt, möchte er sich - ähnlich wie Thorne - nicht festlegen, wie der Schluss seines Kapitels "Wurmlöcher und Zeitreisen" beweist. Nachdem er seine früheren Argumente gegen Zeitreisen knapp darstellt und beiläufig erwähnt, dass es gute Gründe dafür gäbe, dass sie wahr sein könnten, schreibt er:
 

"So bleibt die Frage der Zeitreisen offen."


Doch dann fügt er - vermutlich schmunzelnd - hinzu:
 
 

"Ich werde darauf jedoch keine Wette abschließen. Der andere könnte ja den unfairen Vorteil haben, die Zukunft zu kennen."

(Hawking 1997, S. 211)

 

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